Cetonia aurata im heimischen Garten auf einer Pfingstrosenblüte
Cetonia aurata im heimischen Garten auf einer Pfingstrosenblüte

Rosenkäfer

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Rund zwei Drittel aller Tierarten sind Insekten, ein Drittel aller Tierarten sind Käfer (ca. 400.00 Arten). Es gibt keinen bewohnbaren Lebensraum an Land ohne Käfer und nahezu kein biologisches Material, das nicht von irgend einer Käferart gefressen wird. Viele leben von lebenden oder toten Tieren, nicht wenige fressen die Vorräte des Menschen, andere zernagen - und diese brauchen niemals in ihrem Leben einen Tropfen Wasser! - die trockenen Präparate in seinen Naturkundemuseen und Herbarien. Unser Verhältnis zu den Käfern ist also zwiespältig: Wir hassen die "Schädlinge", andererseits finden wir Maikäfer und Marienkäfer sympathisch und niedlich.

Zu den schönsten und buntesten Käfern der Welt gehören die Rosenkäfer (Cetoniinae). Eine der wenigen heimischen Arten ist Cetonia aurata, die wir an warmen Frühlingstagen so ab Anfang Mai z.B. an ungefüllten Pfingstrosen und Wildrosen bei der Pollenmahlzeit beobachten können.

Die erwachsenen Tiere sind wärmeliebende Sonnenkinder, die Larven jedoch ("Engerlinge") leben lichtscheu im Boden, wo sie verrottende Pflanzenteile und morsches Holz verzehren (bei dieser drögen Zellulosekost helfen ihnen bestimme Darmsymbionten). Käfer gehören zu den Insekten mit indirekter Verwandlung, d.h. die Jugendstadien unterscheiden sich in Aussehen und Lebensweise komplett von den Erwachsenen. Nach ein paar Häutungen verpuppt sich die Larve in einem festen Kokon, aus dem nach Wochen oder Monaten der Käfer schlüpft. Die Engerlinge können beeindruckende Ausmaße erreichen, und viele Arten - auch unsere heimische Cetonia aurata - brauchen für ihre Entwicklung mehrere Jahre. Im Garten entwickeln sich die Larven gerne in holzhaltigem Kompost. Beim Umsetzen des Komposts sind die fetten weißen Larven leicht u finden, dann sammeln wir sie in einem Eimer mit feuchter Erde und setzen sie nach getaner Arbeit in den neu aufgesetzten Kompost, wo sie sich eilig eingraben.

 

Pachnoda marginata peregrina
Pachnoda marginata peregrina

 

Die meisten Rosenkäferarten sind jedoch wärmeliebende Tiere der Tropen. Auch von diesen Arten lassen sich etliche in morschem Holzkompost zur Entwicklung bringen. Das "schwierige" daran sind nur die langen Entwicklungszeiten, die oft bei mehreren Monaten liegen. Die herrlichen, gigantischen Goliathkäfer (aber die sind richtig schwierig und nichts für Anfänger!) brauchen mehrere Jahre.

Pachnoda marginata peregrina
Pachnoda marginata peregrina

 

Der Kongo-Rosenkäfer (Pachnoda marginata ssp. peregrina) hat von allen Rosenkäfern die kürzeste Entwicklungszeit von nur wenigen Monaten. Die Käfer sind licht- und wärmliebend und fressen tagsüber vollreifes Obst (z.B. süße Äpfel oder Bananen) und gerne auch Rosenblüten (natürlich nur aus dem Garten, die gekauften enthalten sehr viel Kinderarbeit, Ausbeutung und Gift!). Jede Nacht graben sie sich ein, um morgens wieder zu erscheinen. In geeignetem Substrat von mind. 20 cm Tiefe legen die Weibchen auch ihre Eier ab. Während die Larven anderer Arten wirklich teuer sind, züchten die Terrarianer die leicht zu züchtenden Kongo-Rosenkäfer sogar als "Futtertier" für größere Reptilien wie Warane oder Chamaeleons.

 

Raubtierfütterung! Bei trübem Wetter machen die Käfer nichts, bei Sonne aber sind sie sehr aktiv und nehmen neben reifem Obst sehr gerne zarte Blüten, an denen natürlich die Staubbeutel das Nahrhafteste sind. Gerne gebe ich ihnen zur Rosenzeit eine der schwer duftenden historischen Rosen aus dem Garten. Faszinierend, wie eine gesunde Population Rosenkäfer so eine Rose wegschrotet...

Die Lebensdauer der Käfer wird mit wenigen Monaten angegeben. Meine Tiere sind  (dank des „Öko-Komposts“?) komischerweise von beeindruckender Langlebigkeit und leben oft ein Dreivierteljahr. Die geschlüpften Käfer sind mit ihrem samtigen Gelb und Rotbraun wirklich schön; und es ist beeindruckend, wie lichtscheue, im Boden holzfressende Larven sich in solche Tieren verwandeln.